Endlich mal keine weite Anfahrt für die Weißenthurmer Boxer: Am vergangenen Wochenende konnte man bei der Boxgala in Koblenz sein Können unter Beweis stellen. Ausrichter war der Boxring Westerwald, der eine rundum gelungene Veranstaltung präsentierte. Als Austragungsort hatte man den Fit & Fight Club 56 (FFC 56) in Koblenz gewählt, mit dem auch die Weißenthurmer gern zusammenarbeiten.
Insgesamt präsentierte man dem Publikum 12 Kämpfe in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen – trotz zahlreicher kurzfristiger Absagen, die von den Veranstaltern einiges an Organisationstalent verlangten. Auch die Boxer zeigten Einsatz: hervorzuheben ist an dieser Stelle der Gießener Michael Wagner, der an diesem Abend sogar zweimal im Ring stand – im ersten und im vorletzten Kampf des Abends.

Patrice (blaues Trikot) bei der Urteilsverkündung
Die Box-Union konnte insgesamt drei von vier angemeldeten Boxern in den Ring schicken. Den Anfang machte an diesem Abend Neuzugang Patrice Berjot. Der 17-jährige Mittelgewichtler trat gegen den Neuwieder Jannick Becker an. Beide Boxer gaben an diesem Abend ihr Debüt und waren entsprechend nervös. Mit vorsichtigem Abtasten hielten sich jedoch beide nicht auf, sondern attackierten einander in ständigem Wechsel. Auf jeden Angriff folgte ein Konter und der Ringrichter hatte offensichtlich Schwierigkeiten, der Geschwindigkeit dieses Fights zu folgen, wurde mehrfach fast überrannt. Die Boxer konnten ihre Trainer gar nicht hören, denn die Halle tobte und feuerte fast geschlossen den Weißenthurmer an. Der machte seine Sache gut, setzte die Vorgaben des Trainers um und zeigte zudem die größere Ausdauer. Tumulte gab es, als der Neuwieder, stehend k.o., heftig atmend und ohne jede Deckung an den Seilen stehen blieb. Warum er nicht angezählt wurde und warum an dieser Stelle nicht das Handtuch geworfen wurde, blieb unklar. Ein erfahrenerer Boxer hätte den Kampf in dieser Situation durch eine weitere Schlagserie beendet. Patrice zeigte sich aber zu anständig und wartete ab, bis sein Gegner mit letzter Willensanstrengung erneut zum Angriff überging. Der Schlussgong erlöste ihn schließlich. Das Kampfgericht entschied am Ende auf unentschieden. „Das geht für uns in Ordnung. Patrice hat einen richtig guten Kampf gemacht. Natürlich hat er noch viel Arbeit vor sich und muss noch etwas bissiger werden. Ein Knockout im ersten Kampf wäre aber für den Gegner bitter gewesen und so wollen wir uns nicht darüber ärgern, dass Patrice hier die Chance auf den Sieg liegen gelassen hat“, so Trainer Serge Wunder im Anschluss.

Mehmet beim Aufwärmen mit Trainer Serge
Der nächste Weißenthurmer Faustkämpfer war Weltergewichtler Mehmet Can Uzun, derzeit der erfahrenste Kämpfer im Kader der Box-Union. Von seinen bisher 17 Kämpfen konnte er ganze 11 für sich entscheiden und war auch für den heutigen Abend zuversichtlich, einen Sieg einfahren zu können. In der gegnerischen Ecke wartete erneut ein Neuwieder: Dominik Michels hatte in der Vergangenheit bereits einmal gegen Mehmet verloren und freute sich auf die heutige Revanche. Beide Athleten zeigten einen technisch sauberen Kampf, wobei Mehmet seine Fähigkeiten als Konterboxer ausspielte und so die Angriffe seines Kontrahenten abfing und schlagkräftig beantwortete. Er dominierte alle drei Runden und setzte die klareren Treffer. Eine Überraschung war daher das Urteil des Kampfgerichts, das dem Neuwieder Boxer den Sieg zusprach. In Mehmets Ecke waren die Trainer zunächst davon überzeugt, dass der Ringsprecher sich vertan haben musste und auch Mehmet war völlig sprachlos. Das Publikum brachte sein Unverständnis durch Buhrufe lautstark zum Ausdruck. Auch ein anwesender Kampfrichter, der bei diesem Kampf nicht gepunktet hatte, bezeugte den Weißenthurmern sein Unverständnis für dieses Urteil. „Es war nicht das erste Mal, dass wir mit der Kampfrichterleistung im Rheinland unzufrieden sind. Das betrifft nicht nur unsere Boxer, insofern gehe ich nicht von Absicht oder bösem Willen aus. Dennoch können wir solche Urteile nicht weiterhin kommentarlos hinnehmen und werden in den nächsten Tagen das Gespräch mit dem Kampfrichterobmann des Landesverbandes suchen“, so Trainerin Christina Nickenig.

Matthias (re.) und Georg lieferten sich einen ansehnlichen Sparringskampf
Zum Zaudern blieb gar keine Zeit, denn Weltergewichtler Matthias Lohner, der zuletzt Dortmunder Stadtmeister geworden war, betrat gleich nach Mehmet das Seilgeviert. Sein Gegner war der Bundesligaboxer Georg Sahakjan, der für den Boxring Westerwald startete. Da nicht nur die Kampfstatistiken (Georg mit 28 Siegen aus 44 Kämpfen, Matthias mit einem Sieg aus 4 Kämpfen), sondern auch der Gewichtsunterschied eine solche Begegnung eigentlich nicht erlauben, hatte man sich im Vorfeld auf einen Sparringskampf geeinigt, der ohne Wertung bleiben sollte. Georg zeigte sein boxerisches Können, bewegte sich gekonnt und bewies ein gutes Auge. Doch auch Matthias musste sich keineswegs verstecken, war überaus wendig und spritzig. Er wirkte trotz der statistischenÜberlegenheit seines Gegners unbefangen und mutig, ging immer wieder nach vorn und durchbrach des öfteren auch die Deckung des Westerwälders. Auch dieser traf immer wieder und beide machten über weite Strecken vergessen, dass es sich lediglich um einen Trainingskampf handelte. So kamen auch die Zuschauer voll auf ihre Kosten.
Am Ende zeigten sich auch das Management des FFC 56 und die Organisatoren vom Boxring Westerwald zufrieden mit der Veranstaltung. Ob man diese Kooperation im nächsten Jahr wiederholen wird, ist derzeit noch offen. Aus Sicht der Teilnehmer und des Publikums wäre es auf alle Fälle wünschenswert.
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